Hörstörungen

Ein Hörverlust schränkt die Kommunikationsfähigkeit ein und wirkt sich damit über kurz oder lang negativ auf ihre Lebensqualität aus. Insbesondere im höheren Alter weisen Studien einen Zusammenhang von Schwerhörigkeit mit Angstgefühlen und Depressionen nach, auch besteht eine Verbindung zu nachlassender Gedächtnisleistung und Arbeitsleistung. Die erschwerte Kommunikation beeinflusst die sozialen Kontakte. Der Schwerhörige verliert allmählich das Interesse an Theater-, Kino- und gemeinsamen Restaurantbesuchen.

Die Altersschwerhörigkeit entwickelt sich fast immer schleichend. Da zunächst nur die sehr hohen Töne betroffen sind, wird man am Beginn oft nur darauf aufmerksam, wenn andere im Sommer die Grillen hören, man selbst nicht. Allmählich werden dann auch die im höheren Frequenzbereich liegenden Konsonanten schwerer verständlich, insbesondere die Zischlaute. Man meint dann oft, dass der Gesprächspartner zu leise spricht oder nuschelt. Man versteht dann schon mal etwas falsch und hat bei Störgeräuschen, insbesondere bei fehlender Assoziationsmöglichkeit, Probleme das Gehörte richtig zu verstehen. Anfänglich neigt man dazu, es auf die „schlechte Akustik“ zu schieben. So kann man sich sogar über mehrere Jahre ganz allmählich an die zunehmende Schwerhörigkeit gewöhnen. Die meisten Leute mit Hörproblemen unternehmen daher erst spät etwas dagegen, oft erst, wenn andere sie auf die Schwerhörigkeit aufmerksam machen. Eine rechtzeitige Hörgeräteversorgung kann aber einem Verlust des Sprachverstehens vorbeugen. Dieser Verlust der Sprachverständlichkeit ist bei einer späten Hörgeräteversorgung nicht immer zur Zufriedenheit verbesserbar. Es ist oft der Grund, dass bereits angepasste Hörgeräte nicht getragen werden. Parallel zur Hörgeräteversorgung empfehlen wir daher oft ein zusätzliches Hörtraining. Hierfür gibt es unterschiedliche Übungsprogramme, die alle bequem zuhause angewendet werden können.

Es gibt aber auch Hörverluste, die mit konventionellen Hörgeräten nicht mehr zufriedenstellend ausgeglichen werden können. Hier gab es in den letzten Jahren einen rasanten technischen Fortschritt bei der Entwicklung von Hörimplantaten. Am bekanntesten ist hier das Cochlea-Implantat, das nicht mehr nur bei Kindern mit angeborenen Schwerhörigkeiten eingesetzt wird, sondern mit einer abgewandelten Technik und oft unter Erhalt des eigenen Resthörvermögens auch Menschen im hohen Alter wieder am Leben teilnehmen lässt.

Es ist zunächst wichtig, die Art der Hörstörung herauszufinden, denn im Gegensatz zu einer Innenohrschwerhörigkeit lässt sich z.B. eine Schwerhörigkeit durch eine Mittelohrerkrankung meistens operativ verbessern oder im Idealfall sogar ganz beheben. Nachdem Sie uns ihre Hörprobleme geschildert haben, werden wir eine Ohruntersuchung vornehmen und gegebenenfalls den Gehörgang von Ohrschmalzpröpfen reinigen. Es wird unter dem Ohrmikroskop das Trommelfell beurteilt und eine Mittelohrfunktionsprüfung durchgeführt. Danach erfolgt ein Reintonaudiogramm. Das ist ein Hörtest, bei dem mit Sinustönen ihre Hörschwelle bestimmt wird, gegebenenfalls auch verbunden mit einer Tinnitusbestimmung. Abhängig vom Ergebnis werden dann eventuell noch weitere Tests notwendig:

Beim Sprachhörtest stellen wir fest, ob sie Worte und Sätze bei normaler Sprachlautstärke verstehen. Zugleich stellen wir ihre Spracherkennungsschwelle fest. Dabei hören sie Zahlen in der für sie leisesten hörbaren Sprachlautstärke und danach Worte, zunächst in der normalen Sprachlautstärke und dann ggf. in einer für Sie verständlichen, höheren Sprachlautstärke. Schwerhörige haben oft Schwierigkeiten bei Hintergrundgeräuschen. Die Sprachhörtests können daher auch mit unterschiedlichen Störgeräuschen durchgeführt werden. Bei Verdacht auf eine Beteiligung des Hörnervens führen wir eine Hirnstammaudiometrie durch. Diese Untersuchung ist ebenfalls schmerzlos und erfolgt ähnlich einem EEG oder EKG mittels auf der Stirn und hinter den Ohren aufgeklebter Elektroden.

Bei den otoakustischen Emissionstests werden die nach der Erregung in der Hörschnecke wieder aus dem Ohr austretenden Schallwellen gemessen. Man erhält hierdurch eine direkte Information über die Funktion der Hörschnecke. Man unterscheidet dabei zwei verschiedene Untersuchungstechniken. Die transitorischen Emissionen sind vor allem durch die gesetzlich vorgeschriebenen Hörteste bei Neugeborenen und bei den Folgeuntersuchungen im Säuglings- und Kleinkindalter bekannt. Daneben gibt es die distortiv evozierten Potentiale, mit der einzelne Frequenzen getrennt bestimmt werden können.

Nach Abschluss der Untersuchungen werden wir mit ihnen ein ausführliches Gespräch führen. In manchen Fällen lässt sich auch nach allen audiologischen Untersuchungen die Ursache der Hörstörung noch nicht sicher feststellen. Dann kann zusätzlich auch ein modernes bildgebendes Verfahren, wie z.B. eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT), notwendig werden. Sollte bei Ihnen eine Versorgung mit Hörgeräten notwendig werden, werden wir Ihnen eine Verordnung ausstellen und die nötigen weiteren Schritte besprechen. Die Hörgeräteanpassung, bei der zunächst eine unterschiedlich lange Probephase ansteht, erfolgt dann bei einem Hörgeräteakustiker ihrer Wahl. Es kommt durchaus vor, dass während der Probe- und Anpassungsphase weitere Fragen aufkommen. Sie können uns dann jederzeit gerne darauf ansprechen.

Nach der Hörgeräteanpassung wird der Hörgeräteakustiker ihre Unterlagen zusammenstellen und Sie bitten, sich vor der Einreichung der Kosten bei Ihrer Krankenversicherung nochmals bei uns vorzustellen. Wir werden dann mit Ihnen über die eingetretene Hörverbesserung, auch über eventuell noch bestehende Probleme und Verbesserungswünsche sprechen. Nach der Ohruntersuchung auf mögliche Ohrschmalzkrusten oder Druckstellen führen wir dann noch einen abschließenden Sprachhörtest mit Hörgeräten durch.